10.5.16: Treffen der Bürgergemeinschaft Weitmar Mark Stiepel – drei Projekte, die die Willkür der Stadt verdeutlichen – ein Bericht

Am 10.5. wurden den ca. 50 Teilnehmern die aktuellste Entwicklung in drei Bauprojekten vorgetellt: EDEKA Markt, Wohnanlage Erbstollenpark, Containerdorf Am Kuhlenkamp.

Kritik-Ansatzpunkt an der geplanten Baumaßnahme EDEKA Markt in Weitmar Mark ist nicht der Markt ansich, sondern die Größe und Konzeption als Einkaufszentrum. 3.500m2 Gesamtfläche mit voraussichtlich über 2.000m2 Verkaufsbereichen in einem in sich geschlossenen Konzept (Zufahrt über Tiefgarage ohne An- und Einbindung an den Bestands-Einzelhandel) gefährden nicht nur den lokalen Einzelhandel in Weitmar Mark. Auch die Lebensqualität der unmittelbar Anwohnenden und an den Zuwegungen wohnenden Bürger ist stark gefährdet: sie müssen mit täglich 500 – 800 zusätzlichen Fahrzeugen zuzüglich Anlieferverkehr rechnen. Soetwas in einem Wohngebiet zu genehmigen und gegen den Willen der Anwohner ist ein weiteres Beispiel der Willkür von Politik und Verwaltung in Bochum. Auch die Argumentation des geschiedenen Baudezernenten der Stadt Bochum, ein solches Projekt sei notwendig, um die „Verslummung“ in Weitmar Mark zu verhindern zeigt, dass Problem: wer zu lange regiert läuft Gefahr zu glauben, öffentliches Eigentum gehöre ihm persönlich und man alleine wisse, was für die Menschen gut und richtig ist. Der Vorschlag der Bürgergemeinschaft ist eine Verkleinerung des Marktes zu einem Lebensmittelmarkt mit direktem Abschluss an die Karl-Friedrich Straße.

Das nördlich an den Erbstollenpark angrenzende Bauprojekt betrifft eine Wiesenflächen zwischen dem Weitmarer Holz / Sportanlage (Weitmar 09) und der Heinrich König Straße. Hier sind auf einer Gesamtlänge von über 100 Meter nach aktuellen Erkenntnissen viergeschossige Wohnkomplexe geplant, die den gesamten Ortsteil optisch verändern. Aber nicht nur das. Zur Vermeidung einer Bebauung hatte die Stadt Bochum die Wiesenfläche langjährig gepachtet, nun wohl aber an eine Wohnungsbaugesellschaft veräußert. Die Begründung gegen eine bisherige Bebauung war, dass die Bestands-Wiesenfläche die Versorgung des Ortsteils aus dem Weitmarer Holz mit Frischluft gewährleistet. Dies spielt nun aber offensichtlich keine Rolle mehr. Ob diese Wohnanlage baurechtlich genehmigungsfähig ist oder ob zunächst ein entsprechendes Genehmigungsverfahren durchgeführt werden muss ist derzeit noch nicht geklärt. Die Bürgergemeinschaft ist dafür, eine maximal zweigeschossige Bebauung zuzulassen, damit der Charakter des Ortsteils sich nicht verändert.

Zur Containerdorf Wohnanlage in der zuasphaltierten, früheren Grünanlage Am Kuhlenkamp, einer vom Land NRW ausgewiesenen Biotop-Verbundfläche wurde dargestellt, wie sehr der Eingriff in die Landschaft die Natur und das frühere Naherholungsgebiet zerstört hat. Vielmehr sieht die Stadt Bochum zudem aus „bauordnungsrechtlichen“ Gründen keine Möglichkeit, den Fahrzeugverkehr durch Anlage von Parkplätzen für Bedienstete an der Straße Am Kuhlenkamp zu minimieren. Beamten kann man wohl nicht zumuten, 100 Meter zum Arbeitsplatz zu gehen. Sie müssen über zu einer Strasse ausgebauten früheren Spazier- und Schulweg fahren dürfen. Auch alle weiteren konstruktiven Vorschläge der Bürgerinitiative Am Kuhlenkamp wurde allesamt seitens der Stadtverwaltung abgelehnt. Die Interessen der Anwohner werden auch hier konsequent mißachtet. So schafft man Frusttration und Ablehnung auf allen Ebenen.

Diese drei Beispiele zeigen das ganze Dilema: eine Partei regiert seit Jahrzehnten und es entwicklen sich Strukturen, in denen Maßnahmen möglich werden, bei denen man sich die Haare raufen kann. Das Lieblingsthema des neuen Oberbürgermeisters „Bürgerbeteiligung“ kann anscheinend nur noch so interpretiert werden: Beteiligung an Entscheidungen: nein – an den Kosten und Folgen: ja.

Die Anzahl der Anwesenden zeigt, dass die Bürger sich nicht einfach beugen wollen, sondern sich gegen Willkür wehren werden.

Immerhin: eine anwesende Vertreterin der Grünen im Rat der Stadt Bochum will sich die geäußerten Fragen und Bedenken der Bürger notiert haben und möchte diese mit ihren Parteikollegen diskutieren. Als weiteres kritischer Vertreter der Politik war außerdem das Ratsmitglied Jens Lücking (Freie Bürger) anwesend.